Der wiederaufgebaute Backofen im
MUSEUMSHOF unter der Federführung
von Konrad Hacker
Aquarell von Konrad Hacker (November 2002)
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Im Rahmen der Festveranstaltung »100 Jahre Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.« wurde unserem Heimatverein am Samstag, den 20. Juli 2002 in der Stadthalle „Kasten“, in Feuchtwangen, vom Präsidenten des Bayerischen Landtags, Vorsitzender des Bayerischen Landesverein für Heimatpflege, Herrn Johann Böhm, die Medaille »Für vorbildliche Heimatpflege« verliehen.
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Der Bayerische Landesverein beschloss im Europäischen Denkmalschutzjahr 1975, eine Auszeichnung zu schaffen für Bürger oder Vereinigung von Bürgern, die beispielhafte Leistungen auf dem Gebiet der Heimatpflege erbracht haben. Die Medaille „Für vorbildliche Heimatpflege“ wurde erstmals 1977 und seitdem nur sehr selten verliehen.
Die Auszeichnung haben wir, so steht es in der Urkunde, für die vielseitigen erfolgreichen Bemühungen um die Erforschung, Dokumentation und Vermittlung von Geschichte und Kultur des heimatlichen Landschaftsraumes erhalten. Insbesondere wurde unser Heimatblatt und unser Heimatmuseum erwähnt.
Diese Medaille konnten ich, als Vorsitzender des Heimatvereins und unser Kassier des Vereins, Herr Heinz Raab, entgegen nehmen.
Wir freuen uns alle, dass die Arbeit unseres Heimatvereines durch diese Auszeichnung eine landesweite Anerkennung erhalten hat. Sie ist die Auszeichnung und Verpflichtung gleichzeitig.
Die wesentlichste Maßnahme in unserem Museumsbereich im Jahre 2002 war die nun endlich mögliche und durchgeführte Wiedererrichtung des Backofens aus Kleinweismannsdorf im Museumshof.
Der Backofen befand sich ursprünglich auf dem Anwesen Schwabacher Straße 8, Flur-Nr. 286, Kleinweismannsdorf, Bernhard Schleicher.
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Eingang mit Nebenbau an der FÜ 14 |
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Ostansicht an der FÜ 14 |
Für die Neuerrichtung des Backofens wurde, bereits ursprünglich von der Gruppe DASS, Prof. Geisenhof, ein Bauantrag erstellt, der auch vom Landratsamt Fürth mit Datum vom 11.08.1999 genehmigt wurde.
Eine Baugenehmigung verfällt in der Regel innerhalb von 3 Jahren, wenn nicht mit der Maßnahme begonnen wurde, deshalb war es erforderlich und zwingend notwendig, mit der Versetzung des Backofens noch 2002 zu beginnen.
Knackpunkt, warum der Backofen nicht früher versetzt wurde, waren, wie ich Afters bekannt gegeben habe, die Kosten mit DM 210.000,-. Es war beabsichtigt, den Backofen zu translotieren, d. h. einzupacken, aufzuladen, mit Spezialfahrzeug zu transportieren und auf das Fundament im Stück aufzusetzen.
Aber die Regierung von Mittelfranken spielte hier nicht mit. Die Kosten für das Versetzen des Backofens werden nämlich im Rahmen des „Bayerischen Städtebauförderungsprogramms“ zusammen mit dem Museumshof bezuschusst.
Als förderungsfähig wurden Kosten in Höhe von € 25.000,- anerkannt. Also wurde vereinbart, in Abstimmung mit der Regierung von Mittelfranken und dem Landratsamt Fürth, dass die Versetzung des Backofens durch den Heimatverein unter meiner Bauleitung, nach Bayerischer Bauordnung BayBO, unter Hinzuziehung von Fachfirmen durchgeführt wird.
Es konnte festgestellt werden, dass in der Baugenehmigung keine Auflagen für eine so genannte Translotierung vorgeschrieben sind.
Der Backofen konnte also zerlegt und fachgerecht wieder aufgebaut werden.
Natürlich musste auch hier wieder der förmliche Weg eingehalten werden. Bei der Regierung von Mittelfranken wurde in Vollzug des Baugesetzbuches BauGB und des Bayerischen Städtebauförderungsprogrammes am 15.07.2002 durch den Markt Roßtal ein Antrag auf förderunschädlichen und vorzeitigen Maßnahmenbeginn gestellt.
Die Regierung von Mittelfranken hat mit Bescheid vom 16.07.2002 die Zustimmung zum vorzeitigen Beginn für die Errichtung des Backofens im Museumshof erteilt. Für bestimmte Arbeiten mussten selbstverständlich Angebotseinholungen erfolgen. Diese wurden am 18.07.2002 vorgenommen.
Folgende Firmen konnten zur Versetzung des Backofens beauftragt werden:
Baubeginn war am 25.06.2002 mit dem Aushub und der Errichtung des Fundaments im Museumshof. Aufgrund vermuteter Bodenfunde musste das Bayerische Landesamt für Denkmalschutz hinzugezogen werden. Vier Archäologen waren mit den Ausgrabungen eine Woche lang beschäftigt. An einer Stelle wurde ein Abbruch von einem Feuerstein, an der zweiten Stelle ein Scherben von einem Gefäß in aufgefüllten Pfostenlöchern gefunden. Mündlich wurden die Funde um das Jahr 1000 vor Christi datiert.
Durch den Roßtaler Archäologen Thomas Liebert sollen die Funde in einer Dauerausstellung im Museum der Öffentlichkeit zur Besichtigung bereitgestellt werden.
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Untersuchungen durch Thomas Liebert |
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Fertiges Fundament |
Ab dem 30.07.2002 wurde der Backofen aus dem Jahr 1840 in Kleinweismannsdorf abgebaut, wobei durch Konrad Hacker alle Steine nummeriert und Giebel und die Seitenwände getrennt nach Roßtal transportiert und aufgelegt wurden.
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Konrad Hacker dokumentiert und |
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Konrad Hacker und Hans Krach bauen |
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Skizze von Konrad Hacker |
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Der Backofen konnte in 26 Arbeitstagen abgebaut und wieder aufgebaut werden. Insgesamt wurden 777 freiwillige Stunden geleistet. Fertigstellung war am 23.09.2002. Beim Museumsfest am 15. September 2002 konnte der Backofen bereits vorgezeigt werden.
Die offizielle Grundsteinlegung erfolgte am 22. August 2002 unter Einmauerung einer Urkunde.
Zum Schluss meiner Ausführungen möchte ich mich insbesondere bei Herrn Hans Krach und allen anderen Helfern für den Heimatverein Markt Roßtal e.V bedanken. Unserer besonderer Dank gilt dem inzwischen verstorbenen Herrn Konrad Hacker.
Aber auch dem Markt Roßtal, insbesondere dem Bauhof und den beteiligten Firmen gilt mein Dank für die vorbildliche Zusammenarbeit.
Zu festlichen Anlässen wird jetzt gebacken und vor allem den Schulkindern durch Anschüren des Backofens ein alter Brauch zur Ernährung der bäuerlichen Bevölkerung in kleinen Orten vorgezeigt.
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Den Roßtaler Auswanderern nach Frankenmuth widmete Adolf Rohn in seinem „Heimatbuch von Roßtal und Umgebung“ (1928) ganze zwei Sätze: „1845 wanderten mehrere Roßtaler und auch Familien der umliegenden Dörfer, durch die wirtschaftliche Not gezwungen, nach Nordamerika aus und ließen sich im Staate Michigan nieder. Zu den dortigen beiden Kolonien Frankenmuth und Frankentrost, gehörten viele Auswanderer aus der Pfarrei Roßtal.“
Leider treffen diese Sätze nicht die Sache, um die es den 8 Roßtalern von 1845 und den 27 von 1846 wirklich gegangen ist. Es sei hier verwiesen auf die Darstellung in „Roßtal in Vergangenheit und Gegenwart“ (1978/79), S. 268 ff. Die Geschichte beginnt dort mit einem Pfarrverweser auf der zweiten Pfarrstelle, Vikar Tretzel, der hier eine „kleine pietistisch-mysthische Partey“ gegründet habe. Er war von November 1833 bis März 1834 in Roßtal. Wilhelm Tretzel war der Sohn des Feuchtwanger Dekans Leonhard Tretzel, der eher den Rationalisten, den Anhängern des Vernunftglaubens, zuzurechnen ist. Der Sohn geht – vielleicht gerade deshalb – in die entgegengesetzte Richtung.
Über ihn lesen wir in der „Chronik von Feuchtwangen, geführt von dem Stadtgemeindevorstand und kgl. Postexpeditor Christian Schaefer“ (1818-53, Manuscript im Stadtarchiv Feuchtwangen) unter dem 25. Juni 1830: „Wir feiern auch hier das Saecularfest der Augsburgischen Confession (1530). Der schon seit dem Reformations-Jubiläum aufgeregte, durch das Saecularfest 1830 genährte Streit des Rationalismus und Mystizismus (ja Pietismus) breitet sich aus. Ein junger Eiferer, der Sohn des Dekan Tretzel, kehrt im Herbst 1830 von der Universität Erlangen zurück und bringt pietistisches Treiben zum ersten Mal nach Feuchtwangen und erregt bis zu seines Vaters Tod, da er mit zelotischer Wuth eifert, die Feuchtwanger Gemeinde gewaltig. Die Gemeinde still, sparsam, fleißig, die Woche über in Geschäften vertieft, sehnt sich am Sonntag nach geistlichen Speisen, daher hier stets die Kirchlichkeit groß, der Sinn bieder, aber zu pietistischem Zuge vorher nicht geneigt; doch - wie das immere geht - wendet sich ein ziemlicher Haufe den Conventikeln zu. Unter einem total schwachen Vater kennt der Sohn bald keine Grenzen. Er eifert, aber mit Unverstand.“
Am 9. Juli 1832 stirbt Dekan Tretzel, zu den Verwesern des Pfarramts gehört nun auch Vikar Tretzel. Dazu noch einmal Christian Schaefer unter dem 9. Juli 1832: „In diesem Jahr waren die Gemüther der Feuchtwanger durch kirchliche und politische Reibungen sehr verstimmt und aufgeregt. Fast wäre es in den Wirtshäusern zu Schlägen gekommen. Mit dem Ende des Jahres enden beide Verstimmungen“.
Und 1833: „Die Familie des verstorbenen Dekans Tretzel verlässt Feuchtwangen am Himmelfahrtsfeste. Kaum abgezogen ist die alte Ruhe, Eintracht, Friede und Freundschaft wieder hergestellt. Wer war wohl schuld an diesem Unfrieden und Hass?“
Auch aus Feuchtwangen ziehen bald Auswanderer in den Staat Michigan. Dazu noch ein Zitat aus der Schaeferschen Chronik vom 25. August 1839: „Im Laufe des Jahres 1839 sind aus der Stadt, überhaupt aus dem Landgerichtsbezirk Feuchtwangen 22 bis 25 – meist junge, ledige Leute – meistens so genannte und sich selbst so nennende Erweckte unter Anführung des zweiten Brunners, Glasersohn von Feuchtwangen, eines wild eifernden Mysticers und Tretzelianers nach Amerika ausgewandert ... In Neuyork gingen die Meisten auseinander, Mehrere nach Monroe im Michiganstaat, wo bereits der jünger Brunner und der ältere Grauf aus Bernau ansässig waren.“
Die Roßtaler Erweckten sind keine Tretzelianer geworden. Sie hatten seit 1837 ihre Bezugsperson in dem Dorfpfarrer Wilhelm Löhe in Neuendettelsau gefunden. An ihn wandten sie sich, weil sie bei ihrem rationalistischen Pfarrer Böswillibald die rechte Lutherische Predigt und Seelsorge vermissten. Besonders störte sie die von ihm veränderte Liturgie beim Abendmahl.
Von Tretzel ist jetzt nicht mehr viel die Rede. Aber die Bewegung um Löhe breitet sich aus. Immer mehr werden es, die am Sonntag früh aus den Nachbarorten in Neuendettelsau den Gottesdienst besuchten und an den Nachmittagen nahm sich Löhe Zeit für ihre Fragen und Anliegen. Dazu mussten die Roßtaler wohl schon um Fünf Uhr in der Frühe auf den Weg machen. Löhe hat sich jedenfalls bald von Tretztel abgesetzt. Der in Neuendettelsau ausgebildete Pfr. Michael Reck aus Buttendorf bringt es später auf den Punkt. Er kommt 1865 zu Yowa-Synode und schreibt später seinen Söhnen: „Tretzel ist ein Pietist, aber Löhe ist eine erweckter Lutheraner.“ Das klingt fast wie eine „Sprachregelung“!
1840 erreichte Löhe ein Bittbrief aus Amerika. Der sächsische Pfarrer Wyneken – er kam 1838 als Pfarrer nach Fort Wayne – sucht Pfarrer für die vielen Deutschen, die in diesen Jahren nach Amerika kommen. Zwar gebe es in den meisten Städten Lutherischen Kirchen, aber viel zu wenige. Die Kolonisten, die sich zerstreut in den Wäldern niederlassen, sind vereinsamt, haben niemanden, der ihre Kinder im Glauben lehrt und sich um die Kranken und Sterbenden kümmert. Löhe gibt diesen Brief weiter an seinen Freund Wucherer in Nördlingen, der dort ein Sonntagsblatt herausgab, das in Franken viele Leser hatte. Er legte gleich einen bewegenden Aufruf bei um Geld und die Menschen für diese Aufgabe. Noch ehe man genau wusste, wie das jetzt weiter zu verfolgen sei, kam eine Menge Geld zusammen und es meldete sich ein Nürnberger wandernder Schuhmacher zu einer Ausbildung als Schullehrer. Nachdem er angenommen worden war schlug er noch seinen Freund, einen wandernden Weber vor. Beide wurden dann ein Jahr lang – 1841/42 – von Löhe selbst vorbereitet. Für seinen Pfarrdienst musste ihm der Vormittag ausreichen und von 13–18 Uhr unterrichtete er die beiden Anwärter. Kurz gesagt: beide kamen im Sommer 1842 nach Amerika, der eine fand eine Lehrerstelle und arbeitete am Nachmittag und Abend für seinen Unterhalt als Schuhmacher. Der andere hatte als Weber nicht diese Möglichkeit und meldete sich zur weiteren Ausbildung zum Pfarramt. Später erreichte auch den Lehrer noch ein Ruf in den Pfarrdienst.
In der Folgezeit gelang es Löhe bald ein Netzwerk in allen Lutherischen Landeskirchen aufzubauen. Er konnte somit das Anliegen Wynekens unterstützen.
Eine Sorge der „Erweckten“ war immer schon die Heidenmission. In Michigan hatte damals die Basler Mission begonnen mit einem Missionar Schmidt. An ihn wandte sich Löhe mit einer neuen Idee. Er wollte nicht nur die Missionare senden, sondern eine Missionsgemeinde. Sie soll, wie er nach dem Pauluswort sagte, „Mein Brief an die Heiden“ sein und die sollen erkennen „wie schön es sei, bei Jesus zu sein“.
Der Erste der sich dazu meldete war Lorenz Lösel, ein Bauernsohn aus dem Göckenhof bei Regelsbach. Er war seit 2 1/2 Jahren bei Löhe als Hausknecht angenommen, seit ihn ein Freund nach Neuendettelsau mitgenommen hatte, um ihm in einer Glaubenskrise zu helfen. Er wusste auch schon, wen er mitnehmen würde. Die Seilermeisterstochter Margarethe Walter aus Roßtal. Noch drei verlobte Paare meldeten sich dazu:
Dazu zwei Junggesellen, der Webergeselle Leonhard Bernthal (Bruder von Kunigunde) und der Pächtersohn Johann Bierlein aus Roßtal.
Dazu kam noch ein Ehepaar, der Webermeister Martin Haspel mit Anna, geb. Leinberge, und ihre Tochter Margarethe - das 2 Jahre alte Patenkind von Marg. Walter.
Nun fehlt für die winzige Gemeinde nur noch der Pfarrer. Er findet sich in August Crämer, geb. 26.5.1812 im unterfränkischen Kleinlangheim, Sohn eines Kaufmanns. Er hatte eine sehr bewegte Geschichte: Studium der neuen Sprachen Englisch und Französisch, auch etwas Norwegisch. Der junge Burschenschaftler nahm 1833 an dem berüchtigten, unüberlegt sinnlosem Sturm auf die Konstaplerwache in Frankfurth teil, wurde zum Tod verurteilt, dann zu lebenslanger Haft begnadigt und endlich 1838 doch freigelassen. In dieser Zeit kam es auch bei ihm zu einer Erweckung. Er beginnt das Studium der Theologie und wandelt sich zu einem strengen Lutheraner. Sein weiterer Lebensweg führte ihn als Hauslehrer zu den Grafen von Einsiedel nach Sachsen, nach England in das Haus des Lords Lovelace in Devonshire. Ein königlich Bayerischer Pfarrer hätte er ja nach solcher Vorstrafe nicht werden können. In beiden Stellen machte er sich alsbald unbeliebt. Die Familien wollten sein betontes Luthertum für ihre Kinder nicht haben. Anschließend kam er als Lehrer für deutsche Sprache und Literatur an die Universität Oxford und geriet auch dort bald über den rechten Glauben in Streit mit den Kollegen und Studenten. In Oxford erreichte ihn - übermittelt durch seinen Bruder, einen Fabrikanten in Fürth - der Bittbrief Wynekens. Der Bruder stellt dann die Verbindung zu Löhe her. Dieser zog noch Erkundungen über ihn ein und bestellt ihn dann zum Pfarrer der Auswanderergemeinde.
Über den Winter 1844/45 verbrachten die Auswanderer die Wochenenden in Neuendettelsau mit ihrem Lehrer Löhe, der sie weiter in Luthers Theologie einführte und mit ihnen die später in ganz Bayern eingeführte Liturgie einübte. In dieser Zeit entstand auch die Gemeindeordnung von Frankenmuth mit 88 (!) Paragraphen (Davon später noch mehr).
Am 4. April 1845 wurde Crämer, der sich in dieser Zeit bei Missionsfreunden in Mecklenburg aufgehalten hatte, im Dom zu Schwerin durch Superintendent Dr. Kliefoth, einem Gesinnungsfreund Löhes, ordiniert. (Die Amtsbezeichnung Bischof gab es damals in den Luth. Landeskirchen noch nicht).
Nachfolgendes sind Porträts von sechs der ersten Ansiedler Frankenmuths:
Am gleichen Tag feierte man den Aussendungsgottesdienst in Neuendettelsau. Am Tag danach begann in Nürnberg die Reise nach Bremen. Bis Lichtenfels konnte man den Zug benutzen, über den Thüringer Wald ging es zu Fuß und mit dem Ochsenwagen, danach wieder mit der Eisenbahn nach Bremen, wo die Gruppe am 11. April 1845 angekommen ist. Dort erwartete sie schon Pfr. Crämer mit einem Freund, Pfr. Lochner, der ebenfalls nach Michigan reisen sollte. Am 11. April fand dann die Installation Crämers durch Pfr. von Hanfstengel (die Einsetzung des Pfarrers für die Gemeinde Frankenmuth) statt. Nun blieb noch die Zeit, dass sich die Reisenden für die lange Schifffahrt mit Bettzeug und Nahrungsmitteln wie Zwieback, Bohnen, Erbsen und sonstigem Haltbarem, wie geräuchertem Fisch, eingesalzenem Fleisch und Schinken versorgen konnten. Und niemand wusste zu sagen, wie lange die Reise dauern würde, sind es sechs oder zehn Wochen?
Am 20. April 1845, es war der Sonntag Kantate, konnten sie ihr Schiff den Zweimaster Karoline des Kapitäns Volkmann besteigen. In Bremerhaven sollte das Schiff nochmals anhalten, um weitere Passagiere aufzunehmen. Aber schon nach vier Stunden endete die Fahrt. Der betrunkene Lotse hatte das Schiff auf eine Sandbank gesteuert; erst am nächsten Morgen konnten sie die Fahrt fortsetzen. Crämer nutzte die Zeit, um vier Brautpaare zu trauen, Zuhause hätten sie unter den restriktiven Gesetzen keine Heiratserlaubnis bekommen.
50 Tage dauerte die Fahrt über den Ozean. Der Kapitän hatte freundlicherweise dafür gesorgt, dass die Gruppe im Mitteldeck unter sich bleiben konnte. Jeden Sonntag hielt Crämer einen Gottesdienst, zu dem auch einige Katholiken kamen; Lochner hielt die täglichen Morgen- und Abendandachten. Unter der Woche konnte jeder, der Interesse hatte, von Crämer Englisch Unterricht bekommen, während Lochner sich um die Kinder auf dem Schiff kümmerte.
Bald kam es zum ersten Streit des Pfarrers mit seiner Gemeinde. In der Gruppe aus Bremerhaven befand sich eine ledige Mutter mit ihrem fünfjährigen Kind, ihrem Bruder und dessen Frau. Dorothea Benthien wollte in Amerika ein neues Leben anfangen. Auf dem Schiff galt der Knabe als das Kind ihrer Schwägerin. Crämer verliebte sich in Dorothea, weil er anerkennen musste, dass sie sich in allen Notlagen mit den Kindern abgegeben hatte, die Alten und Kranken verpflegte und tröstete. Sie offenbarte ihm ihre Vergangenheit, was ihn nicht daran hinderte, sie um ihre Hand zu bitten. Sie glaubten wohl, dass die anderen Passagiere noch nichts von ihrer wachsenden Freundschaft bemerkt hätten. Erst kurz vor New York wollten sie die Verlobung ihnen offenbaren. Als das endlich geschehen war, waren sie entsetzt. Sie fragten ihn: „Ob so eine Frau nicht belastend wäre für eine Missionsgemeinde? Oder ob das nicht für ihn selbst skandalöse Folgen haben musste?“ Aber er gab nicht nach. Schon am zweiten Tag nach der Ankunft in New York war die Hochzeit in der lutherischen St. Matthäuskirche, der ältesten luth. Kirche in Amerika. Das hat das Verhältnis zwischen der Gemeinde und ihrem Pfarrer in der Tat belastet. Eine Verbesserung trat erst nach einem Jahr ein. Löhe indessen zeigte Verständnis.
Am Tag bevor sie alle an Land gehen konnten, verstarb die zweijährige Tochter der Haspels an den Blattern. Der Kapitän riet zu einer Bestattung auf See, damit sie mit den Einwanderungsbehörden keine Schwierigkeiten bekommen würden.
Die Ankunft in New York feierten sie mit einem Lob- und Dankgottesdienst auf dem Schiff. Zwei Tage später bestiegen sie das Dampfschiff „Knickerbocker“, das sie nach 12 Stunden Fahrt auf dem Hudson River nach Albani brachte. Von Host sollte es mit der Eisenbahn nach Buffalo gehen. Kurz nach der Abfahrt - unsere Auswanderer hatten gerade angefangen zu singen „Nun danket alle Gott“ - kollidierte der Zug mit einem Güterzug. Also ging es zurück nach Albani. Es gab neuen Streit mit Crämer. Der sah in den Zusammenstoß eine Warnung und wollte die Fahrt lieber auf einem Kanalboot fortsetzen. Dem widersprachen die meisten seiner Gemeindemitglieder. Sie wollten es noch einmal mit dem Zug probieren, das sei billiger und führe schneller zum Ziel. Crämer schimpfte, sie hätten wohl weniger Vertrauen zu ihm als zu anderen, fremden Leuten und wenn das so weiterginge, wolle er nicht mehr ihr Pfarrer sein. Sein Freund Lochner versuchte zu vermitteln, man könne ja über das Verkehrsmittel abstimmen. Die Abstimmung ergab, man wolle es noch einmal mit dem Zug versuchen. Auf der Fahrt setze sich der Streit fort. Crämer meinte, sie hätten wohl keinen Respekt vor ihm und ärgerte sich, weil sie seinen Rat nicht angenommen hatten. Auf der Fahrt nach Buffalo einigten sich die Kolonisten, zu schweigen und nichts mehr zu sagen, was die Spannungen hätte vertiefen können.
Am nächsten Tag bestiegen sie in Buffalo ein Dampfschiff Richtung Detroit zur Fahrt über den Erie-See. Sie verließen es bereits in Monroe, das im Staat Michigan liegt. Dort nahm sie Pfarrer Hattstädt und seine Gemeinde herzlich auf. Vermutlich trafen sie dort auch die am Anfang erwähnten Feuchtwanger. Die Frauen kauften sich dort, wie sie es von den ansässigen Deutschen gesehen hatten, breitkrämpige Sonnenstrohhüte. Natürlich ist dieses Ereignis bald nach Neuendettelsau gelangt, wo man schon befürchtete, sie wollten ihre fränkische Tracht, die dunklen Kopftücher und sonntags die Bänderhauben aufgeben und sich wie amerikanische Städter einkleiden.
Crämer besuchte indessen mit Hattstädt Herrn Pfr. Schmidt in Ann Arbor. In dieser Zeit konnten sich die Einwanderer von der langen und anstrengenden Reise erholen und Briefe in die Heimat schreiben.
Zehn Tage später fuhren sie mit dem Dampfer nach Detroit und dort mit einem kleinen Segelschiff um den „Daumen von Michigan“ herum nach Lower Saginaw (Untersaginaw, heute Bay City). Dort blieb der Nordwind aus, der das Schiff nach Saginaw treiben sollte und sie beschlossen, das Schiff wie ein Kanalboot die 15 Meilen nach Saginaw zu ziehen. Dort war für alle schon ein Haus angemietet worden. Das Haus war so geräumig, dass die frisch Vermählten eigene Zimmer bekamen. Crämer und einige Begleiter nutzten die Zeit, um am Cass River geeignete Siedlungsplätze zu finden und dazu in Flint die erforderlichen Kaufverhandlungen zu führen. Anschließend begannen die Männer, während die Frauen noch in Saginaw blieben, im Urwald eine Blockhütte von einem Ausmaß zu bauen, die zunächst alle Einwanderer aufnehmen konnte. Danach bauten sie ein größeres Holzhaus, das als Pfarrwohnung, Kirche und Schule dienen sollte.
Erst im Frühjahr konnten die Siedler an die Errichtung ihrer eigenen vorläufigen Hütten denken. Da gab es wieder Ärger. Löhe und Crämer wollten ein fränkisches Dorf erstellen. Alle Häuser sollten der Straße entlang stehen, die Kirche war für die Dorfmitte vorgesehen. Dabei sollten auch die künftigen Zuzüge berücksichtigt werden. Man plante mit 80 Hofplätzen. Aber die Siedler machten ihnen einen Strich durch ihre Planungen. Sie wollten, wie sie es von anderen Siedlungen gehört und gesehen hatten, ihre Wohnsitze draußen bei ihren künftigen Feldern und Wiesen haben. Die Siedler setzten schließlich ihre Vorstellungen durch. Aus ehemals kleinen fränkischen Bauern sind damit amerikanische Farmer geworden.
Ihr Verhältnis zu ihrem Pfarrer war noch lange nicht gut. Crämer und seine Familie waren immer noch in Saginaw und in dieser Zeit häufig krank. Als er endlich Anfang Oktober in sein Pfarrhaus einziehen konnte, wollte er den Sohn von Dorothea Benthien adoptieren, um ihm eine geordnete Familie zu geben. Aber die Siedler widersprachen. Dazu Crämer: „Die Mutter hat Deutschland verlassen, um dem Kind eine bessere Heimat zu geben, aber zu ihrem Leidwesen hat sich ihre Lage schwerlich verbessert.“
Streit hatte Crämer auch mit den anderen Pfarrern, die ihn in der Missionsarbeit unterstützen sollten. „Er gebe kein Geld aus der Missionskasse an Missionare, die nicht treue Lutheraner sind.“ Natürlich war auch Löhe durch die Siedler und die anderen Missionare davon unterrichtet worden.
Im Frühsommer 1846 kamen noch an die 90 Einwanderer dazu, davon 37 aus Roßtal und ungefähr die gleiche Anzahl aus Gunzenhausen. Die meisten waren Verwandte, darunter auch Eltern der ersten Siedler. Sie waren erschrocken über die bescheidenen Anfänge und mussten zunächst ihren Platz in den Hütten der ersten Ankömmlinge finden; oft mussten sich 2 oder gar 3 Familien dort hineinpressen. Man wusste sowohl in Roßtal als auch in Neuendettelsau und in Frankenmuth, „dass nicht alle nur aus Liebe zur Mission gekommen waren ... An den Morgen- und Abendandachten nahmen sie nicht teil, aber am Sonntag kamen sie alle zum Gottesdienst.“
Frankentrost, gegründet 1847. Löhe spürte wohl schon, dass die Indianermission von einer Gemeinde aus nur sehr begrenzt möglich war. Hier kam das andere Moment zum Tragen: Pfarrer für die Auswanderer. Also Auswanderer, die ihren Pfarrer gleich mitbringen, um von Anfang an im fremden Land geordnete kirchliche Verhältnisse zu erreichen. Ihr erster Pfarrer war Johann, Heinrich, Philipp Gräbner aus Burghaig, ein Schüler Löhes und zugleich der Lehrer von Löhes Kindern. Zur Freude Löhes bauten die Frankentroster ihre Häuser an der Dorfstraße bei der Kirche und nicht auf ihre Farmen.
Frankenlust, 1849 mit Pfarrer Sievers, Pfarrersohn aus Lüneburg. Er gründet noch die Tochtergemeinden in Saginaw, 1849, in Amelit, 1852 und in Bay City, 1852.
Frankenhilf, 1851. Hier hatte Sievers schon Grund für eine künftige Siedlung erwerben können und Löhe dachte schon nach über eine Gemeinde, die so in Deutschland nicht hätte entstehen können. Die strengen Gesetze in der Heimat erlaubten einem mittellosen Paar, das keinen eigenen Hausstand vorweisen konnte, keine Heirat. (Man ging davon aus, diese Paare könnten einmal der Gemeinde zur Last fallen). Dies ist eine Erklärung dafür, warum in diesen Jahren nach den Aufzeichnungen in den Kirchenbüchern an die 30 % oder mehr der Getauften ledige Mütter und Väter hatten. Die Gesellschaft für innere Mission in Bayern half mit denen beizustehen, die zuhause keine Chance hatten für das nötige Einkommen zu sorgen. Sie sollten dann, wenn sie auf ihrem Land oder in einem anderen Beruf ihr Einkommen gefunden hatten, die gewährten Mittel zurückzuzahlen. Dann hätte man wieder finanzielle Mittel um erneut Hilfe zu gewähren.
Ein erster Anlauf begann mit einigen Familien unter Pfarramtskanditat Kühn der seine Leute bis nach Detroit führen konnte; aber dann verließen ihn die ersten, weil sie dort Arbeit gefunden hatten. Andere gingen nach Saginaw oder schlossen sich den drei anderen Siedlungen an. Nur eine Familie, die Ammons, kamen bis nach Frankenhilf. Sie waren enthusiastische Löhe-Verehrer. Damit sie nicht alleine blieben, sorgte Löhe, dass noch im gleichen Jahr eine kleine Gruppe, geführt von dem Roßtaler, in Neuendettelsau ausgebildeten, Pfarrer Johannes Deindörfer, nachfolgte. Am 2. Adventssonntag konnte der erste Gottesdienst im Hause der Ammons gehalten werden. 1853 machte man sich an den Bau einer kleinen Kirche aus Holz „im gothischen Stil“.
Zum Verständnis des Folgenden sind hier einige Paragraphen aus der Gemeindeordnung 1844/45, die die ersten Auswanderer bei der Installation Crämers in Bremen unterschrieben hatten, aufgezeigt:
§ 1 - Wir bekennen uns selbst zu allen Bekenntnisschriften der Lutherischen Kirche: Die Augsburger Konfession, ihre Verteidigung, die zwei Katechismen Luthers, die Schmalkaltischen Artikel und die Konkordienformel oder - in Kürze zu dem Konkordienbuch von 1850, wie es zuerst in Dresden erschienen ist. Wir versprechen dabei unsere Treue zu der Lutherischen Kirche selbst. Wir, unsere Kinder, unsere Kirche und Schule, unsere Pfarrer und Schullehrer gehören dazu ohne Vorbehalt.
§ 2 - Unsere Prediger und Schullehrer geloben Treue zu dem vollen Inhalt des Lutherischen Konkordienbuches, nicht nur quatenus, („soweit“ als es mit dem Wort Gottes übereinstimmt), nicht nur aus Furcht und Gehorsam, sondern vielmehr aus persönlicher tiefster Überzeugung. Dieses Einverständnis soll eingeschlossen sein in den Eid bei der Ordination.
§ 3 - Unsere Prediger und Lehrer predigen und lehren ausschließlich deutsch. Wir gründen eine ewig deutsche Gemeinde. Unsere Prediger und Lehrer sollen auch dazu bereit sein.
§ 88 - Abweichen von der (Lutherischen) Konfession zieht nach sich die Trennung von der Gemeinde. Wir gründen eine Bürgergemeinde, die nur aus Lutheranern besteht. (Sinngemäße Rückübersetzung aus dem Englischen)
Zu §§ 1 und 2: Es war seit der Reformation wohl in allen Lutherischen Landeskirchen Brauch einen Eid auf die Bekenntnisschriften abzulegen. Daran zu erinnern mag in der Zeit nach der Aufklärung, in der vielerorts die alte Lehre und ihre wohlbegründeten Formen verloren gegangen sind, notwendig gewesen sein. Auch die heutigen Pfarrer werden vor der Ordination nach ihrer Stellung zum Bekenntnis ihrer Kirche gefragt. Aber kann man Gemeindemitglieder, Laien, dazu verpflichten, ohne sie zu überfordern? „Persönliche, tiefste Überzeugung?“
Zu §§ 3 und 88: Sie klingen, gelinde gesagt arg romantisch, um nicht zu sagen naiv. Auch die heutige Debatte über die Eingliederung der Zuwanderer zeigt, wie schwierig da rechte Regeln zu finden sind. Warum z. B. sollen sie nicht Englisch lernen? Löhe hatte offenbar eine bayerische, lutherische Kirche als Exklave mitten im Urwald von Michigan im Sinn. Da stören dann freilich schon die Strohhüte von Monroe.
Aber ernster zu nehmen ist ein anderer sich anbahnender Streit. Pfarrer Friedrich Schmidt, der Frankenmuth von der ersten Planung an bis zum Landkauf kräftig unterstützt hatte, war im Begriff für die lutherische Gemeinde in Michigan eine eigene Synode, die Michigan-Synode zu gründen. Crämer und Hattstädt misstrauten bald dem Kollegen. In persönlichen Gesprächen nehme er es nicht genau mit dem Konkordienbuch, auch habe er in seiner Gemeinde nicht nur Lutheraner, sondern auch Mitglieder, die von der reformierten Kirche und von der (Preußischen) Union herkommen.
1846 besuchte Crämer eine Konferenz in Fort Wayne und traf sich mit Professor Walther. Ein Jahr später reiste er mit einem der Bernthals nach St. Louis/Missouri und wurde Mitgründen der Missourisynode. Daraus entstand der Streit zwischen Löhe und den Missouriern. Zum Verständnis muss ich hier weit ausholen.
Bis zur Reformation war die eine Kirche in Diözesen unter einem Bischof gegliedert, der das Kirchenregiment über die einzelnen Gemeinden führte. Nach den Wirren der Reformation und der Gegenreformation ordneten sich die evangelischen Gebiete in Landeskirchen. Cuius regio eius religio. Der Landesherr bestimmt die Konfession. Diese so oft gelästerte Formel war indes kein schlechter Kompromiss um im Reich zum konfessionellen Frieden zu kommen. Da wurde der Landesherr in der Regel zum „Notbischof“, der aber in der Regel die kirchlichen Dinge durch ein Konsistorium oder einen (General-)Superintendenten behandeln ließ. Als 1808 die evangelischen Gebiete in Franken oder die kleinen Fürstentümer und die freien Reichsstädte zu Bayern kamen, wurde der kath. König Bischof der Evangelischen Reichsteile. Er hatte für das rechtsrheinische Bayern ein Oberkonsistorium für die lutherische Kirche, im linksrheinischen Teil für die reformierten Landesteile ein Konsistorium in Speyer. Erst nach 1918, dem Ende des Königreiches, wurde der Präsident des Oberkonsistoriums zum Landesbischof, der dann auch diesen Titel später tragen konnte.
So konnte sich Wilhelm Löhe keine Kirche ohne Bischofsamt vorstellen. Deshalb wurde wohl auch in Schwerin durch den Freund Löhes, Superintendent Dr. Kliefoth, der das Bischofsamt hatte, Pfarrer Crämer ordiniert.
Warum es zum Streit zwischen Löhe und den Missouriern kommen musste, zeigt gut die Darstellung in einem Buch, das zur Hundertjahrfeier von Frankenmuth erschienen ist: Pfarrer Löhe hat bei allem großen Organisationstalent eine falsche Vorstellung vom Leben in einem freien Staat wie die Amerikanische Republik. Er hatte sich vorgestellt, dass die Kolonien Teil des Deutschen Reiches seien und sie in der Kirchenordnung verpflichtet, dass sie der Deutschen Regierung für immer unterstehen. Natürlich hatten die Kolonisten bald entdeckt, dass eine solche Vorstellung absurd ist und sie wurden loyale Bürger des Staates Michigan. Ernster noch, dass Löhe eine Vorstellung von Kirchenleitung hatte, welche den Klerus zur entscheidenden Macht in der Kirche machte. Dass Walther, Wynecken und andere frühe Leiter die Gemeinden organisierten als sich selbst regierende Körperschaften, führte Löhe zu der Klage über „falsche demokratische Prinzipien“, ein „Ergebnis der dummen Vorstellung von der Freiheit eines Volkes“ welches in Amerika gereift war. Besonders das Fehlen eines Bischofsamtes und die Gleichberechtigung der Laien mit den Geistlichen in der Synode missbilligte Löhe als „Demokratismus und Amerikanismus“. 1850 war es klar, dass hier eine Differenz bestand zwischen Löhe und der Doktrin, die von Walther und seinen Kollegen gelehrt wurde. Es war eine theologische Frage: Ob Christus seiner Kirche ein Amt gegeben hat, das Amt, das die Versöhnung predigt und die Sakramente verwaltet oder dazu noch das Bischofsamt oder ob dieses Bischofsamt nur menschlichen Rechtes sei. Eine Frage über die man heute noch trefflich streiten kann. Im Oktober reisten Professor Walther und Präsident Wynecken nach Deutschland. Walther beschreibt die Begegnung mit Löhe in einem Brief: „Betreffend die Lehre von der Kirche macht Löhe oft einen Eindruck, der einen fürchten lässt, dass er in den zugrunde liegenden Prinzipien nicht fest ist. Aber man muss diesen ausgezeichneten Mann hören, erstens auf der Kanzel, wenn seine große Beredsamkeit die Dinge vorantreibt, und dann privat, wenn er dir so schlicht sein Herz öffnet. Man muss die noble Schlichtheit dieses Mannes anerkennen, seine vertrauensvolle, freundliche Demut, seinem Respekt vor jedem Gotteskind und vor allem Guten, das ihm zu Ohren kommt. Dann muss dein Verdacht schwinden und du musst sagen: Hier ist keine Spur von priesterlicher Anmaßung, hier ist diese Demut, die sich selbst vergisst und nur auf die Kirche und ihren himmlischen Bräutigam siegt, hier herrscht der Geist Christi und hier schlägt ein loyales lutherisches Herz“ (Th. Gräbner, a.a.O. S. 89 ff)
Nach weiteren sechs Tagen in Neuendettelsau musste Prof. Walther zugeben, dass eine volle Übereinstimmung nicht erreicht werden konnte. „Aber“, fuhr er fort in seinem Bericht, „wir wollen unseren lieben Lesern versichern, dass eine Versöhnlichkeit in Wahrheit und Liebe durch Gottes Gnade wohl geherrscht hat und das ist mehr wert als eine, die entsteht durch eine Unterschrift unter gewissen streng formulierten Thesen, die durch hartnäckige Forderungen zustande gekommen ist.“
Der Streit geht also weiter. Er kehrt sogar in die Löhegemeinden ein. Hier sind zwei Namen zu nennen: Johannes Deindörfer aus Roßtal, von Löhe ausgebildet und seit 1852 Pfarrer in Frankenhilf, und Dr. G. M. Großmann, der Leiter des 1850 von Löhe gegründeten Lehrer-Seminars in Saginaw. Als Gemeindemitglied gehörte er der Missouri-Synode an, in seinem Amt aber war er Wilhelm Löhe verpflichtet. Das Seminar gehörte nicht der Missouri-Synode, sondern dem Verein für Innere und äußere Mission in Nürnberg. Beide verließen 1854 ihre neue Heimat und zogen nach Iowa. Die Volkmanns zogen auch nach Iowa mit. Sie gründeten dort die Iowa-Synode; Präsident wurde Dr. Großmann, Vizepräsident Deindörfer. Er hat später ein dickes Buch über die Geschichte ihrer Synode geschrieben.
Dazu eine kleine sehr persönliche Erinnerung:
Als ich 1969 mit einer Gruppe aus der Partnerstadt Gunzenhausen und der Evang. Landjugend in Frankenmuth war, wusste ich von diesen Dingen noch nichts. Als ich im Gespräch mit dem dortigen Pfarrer den Namen Deindörfer nannte, sagte er nur: „Ach ja.“, und ließ mich stehen. Deindörfer war dort zur Unperson geworden, über die man nicht spricht. Bei meinem zweiten Besuch 25 Jahre später in Frankenmuth wollte ich es noch einmal ausprobieren, zumal auch Nachkommen der Familie Deindörfer, Helga und Hans Winter, dabei waren. Wir waren in einem Kreis mit älteren Männern zusammen. Zunächst herrschte wieder großes Schweigen bis endlich aus dem Hintergrund eine klärende Stimme zu hören war: „Aber die Gloggn hat er mietgnumma“.
Schon am 4. August 1853 hat Löhe an Pfr. Sievers, er war der Pfarrer, dem er am nächsten stand, in Frankenlust einen Abschiedsbrief geschrieben. Nur ein paar Sätze daraus: „Nicht nur weil am 6. Juli meine liebe Mutter im 84. Lebensjahr gestorben ist, schreibe ich dir diesen Brief in schwarzer Kleidung, sondern auch weil dieser Brief für mich eine Art Abschieds- oder Sterbebrief ist ... Ich sehe Euch an, wie ich Euch immer angesehen habe. Ihr seid und bleibt immer meine lieben Brüder im Amt. Ich preise (Gott) über Eure Synode, Euer Leben und segne Euch und bete, dass kein Unglück über Euch komme wegen Eures unrechten, unheiligen und lieblosen Streitens, dass ihr bewahrt bleibet und zum Segen gesetzt. Der Herr und sein heiliger Friede sei mit Euch.“ Der Brief ist unterschrieben mit „Wilhelm Löhe, Verbannter“ (Zehnder, a.a.O., S. 105 ff)
Dennoch ging der Theologenstreit, nicht nur im „Lutheraner“ der Missourier und den kirchlichen Nachrichten Löhes weiter. Auch in Bayern regte sich kräftiger Widerstand gegen die katholisierenden Tendenzen Löhes. Als er sein Diakonissenmutterhaus einrichtete, sprachen manche schon von einem „Nonnenkloster“, andere erwarteten seinen Übertritt zum Katholizismus.
Die Boten Löhes, auch ihre Pfarrer, waren auf die Aufgabe kaum vorbereitet. Sie waren zwar auf die lutherische Theologie getrimmt, aber nicht vorbereitet auf Land und Leute mit denen sie es künftig zu tun hatten, einem Landstrich, der eigentlich ein Indianerreservat war. Das war so vorgesehen, wie sollten sie sonst den Indianern begegnen.
Als Crämer in Saginaw wohnte, machte er seine ersten Erfahrungen mit den Indianern. Er schreibt an Löhe: „Saginaw ist ein zentrale Handelsplatz für die Indianer. Die kommen täglich mit ihren Kanus, die oft in einem unbrauchbaren Zustand waren, mit bemalten Gesichtern, Federn an ihren Hüten oder in ihren Haaren; ihr Körper steckt in einem farbigen Gewand, die Hosen reichen nur bis an die Knie und sind fest zugebunden mit Bändern, an denen Dutzende von kleinen Glocken angebracht sind. Zum größten Teil sind sie harmlose Kreaturen, deren geistige und physische Mängel jede Menschenseele anrühren muss. Oft sind sie Trinker, die sich mit Whisky vergiften, und dann sind sie schlimmer als Tiere. Sie wussten schon, wo wir wohnen ... und so kommen sie oft, um etwas Essen zu bekommen. Gewöhnlich sagen sie 'hungrig' und dann reichen wir ihnen ein paar Butterbrote ...
Die grässlichsten Stunden waren in Saginaw, wenn die Indianer aus der Umgebung sich versammelten, um die jährlichen Regierungszahlungen für ihr Land zu bekommen. Das kannibalische Geschrei, die rohe Trinkerei und Barbarei, die während dieser Tage umgehen, fordern eine Beschreibung. Man hat den Eindruck, dass der Teufel körperlich in diesen Tieren steckt, weil ihre Trunksucht missbraucht wird von den Pelzhändlern, die ihnen ihr Geld gleich wieder wegnehmen. Eines Nachts um drei Uhr kam ein Indianer an unsere Tür und wollte tatsächlich einbrechen. Als er aber meine Stentorstimme hörte, floh er wie ein Dieb. Entmutigt dachte ich bei mir, wenn der Herr nicht ein Wunder tut, dann wird alle unsere Mühe um diese teuflische Rasse umsonst sein. Aber dann tut der Herr solche Wunder in seiner heiligen Kirche und jeder Missionar muss so leiden, damit er lernt, dass nicht er es ist, der das Werk Gottes vollbringt.“ (G. Zehnder, a.a.O., S. 69 ff).
Crämer besuchte von Saginaw aus die Indianerstämme, meist Gruppen von ungefähr 100 Leuten unter einem Häuptling, die im Urwald auf der Jagd sind und auch gelegentlich ihre Wohnplätze ändern. Das Angebot einer Schule für ihre Kinder nahmen viele gerne an, freilich ging es ihnen nicht um das Evangelium, sondern um eine bessere Ausbildung. Das alles ging natürlich nicht ohne Dolmetscher, die schwer zu bekommen waren. Deutsch konnte natürlich keiner, sondern nur Englisch. Das bedeutete dann, dass auch der Unterricht mindestens teilweise in Englisch erfolgen musste und das verstieß gegen die Löhesche Gemeindeordnung. Löhe musste auch „in den sauren Apfel beißen“, einen Katholiken, der Französisch und Englisch sprach aus Saginaw als Übersetzer anzuheuern, der zuvor die Einwilligung seines Bischofs einholen musste.
Die Dolmetscher wechselten häufig. Viele waren untauglich. Bald bemerkten das schon die aufgeweckten Schulkinder. Indessen traute sich Crämer zu in absehbarer Zeit des Indianischen soweit mächtig zu sein, dass er auf fremde Hilfe verzichten könnte. In den späteren Jahren nahm er gelegentlich seinen inzwischen etwa 9 Jahre alten Sohn Henry mit. Der war mit den Indianerkindern aufgewachsen und hatte mit ihnen die „Internatsschule“ besucht. Anfang Juni 1846 konnte der Unterricht beginnen. Nun merkten die Frankenmuther, was sie an ihrer zuerst so verachteten Pfarrfrau hatten. Sie war es, die sich der ankommenden, verfilzten und verlausten Kinder annahm. Sie musste sie waschen, entlausen und in saubere Kleider stecken, ihnen auch ein zivilisiertes Benehmen beibringen. Am Schluss sagten sie auch Mutter zu ihr.
Jetzt schrieben unsere Auswanderer begeisterte Briefe über die Pfarrfrau nachhause. Sie hätten keine bessere Frau für ihren Pfarrer finden können. Ein halbes Jahr nach Schulbeginn konnten am 27. Dezember die ersten drei Indianerkinder getauft werden, Geschwister von 4–17 Jahren. Am Tage zuvor war die erste Holzkirche geweiht worden.
1847, mit den Einwanderern für Frankentrost kam auch ein Missionar, der im Leipziger Missionshaus ausgebildet worden war, nach Frankenmuth. Baierlein, so hieß er, sollte Crämer unterstützen. Aber die beiden Männer fanden nicht zueinander. „Er benimmt sich wie ein Gentleman, aber nicht wie ein Diener Christi“, schrieb Crämer nach Neuendettelsau. Er zweifelte auch an Baierleins Fähigkeiten für dieses Amt. Baierlein trennte sich von Crämer und zog zu einer Indianersiedlung - später sprach man von „Bethanien“ - wo er sechs Jahre lang unter ärmsten Verhältnissen mit seiner jungen Frau arbeitete. Crämer hatte sich getäuscht. In diesen Jahren konnte Baierlein fast den ganzen Stamm gewinnen und war im Begriff eine eigene Indianergemeinde zu gründen. Aber die Synode weigerte sich, sie mit der Begründung aufzunehmen, sie sei nur für die deutschen Gemeinden zuständig.
Baierlein wurde nach sechs Jahren von der Dresdener Mission zu einer neuen Arbeit nach Indien berufen. Zwei andere Missionare setzten die Arbeit in Bethanien noch einige Jahre fort, dann zog sich der Stamm in das entfernte zentrale Indianergebiet zurück. Einer der Missionare folgte ihnen, wurde aber auch bald auf eine andere Stelle gerufen.
Nach vier Jahren in Frankenmuth wurde Crämer von der Missourisynode als Professor an das praktische Seminar nach Fort Wayne gerufen. Seine Nachfolger waren tüchtige Pfarrer. Missionare konnten sie nicht mehr sein. In knapp 10 Jahren war die Mission im Saginawgebiet zu ihrem Ende gekommen.
Was waren die Gründe:
Die Indianer waren im Grunde Nomaden. Pelzjäger, die ihre Wohnsitze immer wieder veränderten. Da ist keine dauerhafte Gemeindearbeit möglich. Viele hatte der Whisky, andere die Blattern, dort fast eine Volkskrankheit, hinweggerafft. Die bitterste Erfahrung für die Missionare war die skrupellose Konkurrenz von sektiererischen englischen Missionaren aus der Missionsstation Port Huron, die auch vor handfesten Lügen nicht zurückschreckten. Nur zwei Beispiele:
Ein ganz praktischer Grund zuletzt: Das Fehlen von brauchbaren Übersetzern. Darauf war die Missionsgemeinde eben nicht vorbereitet. Auch der Missourisynode war es nie in ihrer Mission gelungen, aus getauften Indianern Leute für ein kirchliches Amt zu gewinnen; gerade diese wären wohl die besten Missionare geworden.
Will man den Erfolg der Mission an Zahlen ermessen, so war das Ergebnis nicht groß. In den Kirchenbüchern von Frankenmuth findet man 32 getaufte Kinder von bis zu 17 Jahren und zwei erwachsene Frauen. Rechnet man die geschätzte Zahl von 70 getauften in Bethanien dazu, so kommt man auf gut 100. Zahlen sagen gewiss nicht alles. Aber man muss wohl sehen: Die Missionsgemeinde ist in der großen Missionsgeschichte eine Episode geblieben.
Da könnte Löhe auf seine Gemeinden im Saginawtal stolz sein: Bis 1969 sind in Frankenmuth 64 künftige Pfarrer und 137 kirchliche Lehrer und Lehrerinnen geboren. Weitere 69 Pfarrer und 70 kirchliche Lehrer und Lehrerinnen hatten Vorfahren in Frankenmuth.
Nimmt man dazu noch die anderen Löhegemeinden und deren Tochtergemeinden so kommt man auf eine Zahl von 625 Pfarrern, Lehrern und Lehrerinnen, die aus diesen Gemeinden hervorgegangen sind.
25 Jahre nach Beginn seiner Tätigkeit für Nordamerika schrieb Wilhelm Löhe: „Nichts ist so gelaufen, wie wir es gewünscht haben, aber alles hat so seinen Weg genommen, dass Erfolg und Segen unseren Weg begleitet haben.“
Durch einen Zufall ist uns fast der gesamte Aktenbestand der Dorfschule Buchschwabach aus dem 19. Jahrhundert erhalten geblieben.
Aus dieser Zeit werden nun in den Roßtaler Heimatblättern Ausschnitte veröffentlicht, die ohne Verpflichtung zu chronologischer Abfolge oder inhaltlichen Zusammenhang eher als Kuriosa ihrer Zeit zur Unterhaltung der Leserschaft dienen sollen.
Am 31. 12. 1841 richtete der Schulgehilfe Krauß aus Buchschwabach - ein rechter „Tunichtgut und Luftikus“ - ein Bittgesuch an die zuständige Distriktschulinspektion Zirndorf II, den Pfarrer von Ammerndorf, folgenden Inhalts:
Hochwürdiger Hochzuverehrender Herr Districts-Inspektor!
Einsehend, daß meine ofte persönliche Gegenwart Ihnen nur lästig fallen kann, wage ich es, mich schriftlich an Sie zu wenden, was Sie mir gewiß gütigst verzeihen werden. Wenn ich nämlich einen prüfenden Blick in das verflossene Jahr zurücksende, und bedenke, welch väterlicher Freund Sie mir waren, mit welcher Liebe und Schonung Sie mich trugen; wie Sie nicht müde wurden, mich dem Glücke zuzuführen, das mich flieht: o, dann fließt mein Herz über von dankbaren Empfindungen; neue Vorsätze und Entschließungen entquellen meiner Brust, und alle meine Gefühle beten den Segen des Himmels auf Sie herab. -
Am Scheidepunkt zweier Jahre stehe ich; sehe dahin und dorthin und finde nichts, das mich trösten könnte, als daß ich weiß, daß noch Gott und gute Menschen leben. - Nich an die Kgl. Distrikts-Schulen-Inspektion ist dieß gerichtet; nein, an das Herz eines edlen Mannes, den ich verehre. - Neues Jahr, was bringst du mir? - So seufze ich, und noch höre ich keine tröstende Stimme mir zurufen, daß mir geholfen werde. - Meine, Geist, Seele und Herz tötenden Verhältnisse schlagen über mich zusammen; meine Brust wird zerrissen von verzweifelnden Gefühlen; und in die Nacht meines Inneren dringt kein tröstender Strahl froher Hoffnung. Unglück wirft seine düsteren Schatten in die Wirklichkeit meines Seyns; mir selbst gehöre ich nicht mehr an; und was ich noch bin, ist die traurige Mahnung an unglückliche Zeiten. - Ich habe mich selbst verloren, denn ich bin nur noch die Hülle meines früheren Ichs; die Maschine, welche fortgehen muß, weil sie nicht stille stehen darf; die Quelle unzähliger Tränen, welche mein Glück wegfluthen. - Eine Welt liegt nicht mehr in mir, sondern auf mir. - An den Rand der Vernichtung getrieben, allen Glauben an mich selbst verloren, starre ich in dumpfer Verzweiflung dieß Leben an, das mir zur Last wird. Das Grab ist mir der glänzende Schimmer, die liebliche Wohnung, die meine Hoffnungsträume bergen, und gerne trüge ich dieses lebensmüde Herz hinaus unter das blühende Grab. Meines Glückes Morgenroth hat sich ja auch begraben; begraben in düstern Wolken. So Viele beginnen dieses neue Jahr mit lieblichen Hoffnungen, mit seligen Träumen, und ich trage dieß alte, zerschlagene Herz hinüber in die ersten Tage des beginnenden Jahres. - Schwer gebeugt stehe ich vor Ihnen; aber nicht ich allein; o, im Geiste liegt ein unglückliches Mädchen, ein unmündiges Kind auf den Knien vor Ihnen, und pochen an Ihr menschenfreundliches Herz, ob da die Hilfe nicht zu Hause sey, die wir vergebens schon so lange suchten. - O, möchte es nicht vergebens seyn. - Drei Menschen retten Sie vom Abgrund des Verderbens, wenn Sie micht nur selbst wieder geben, wenn Sie den glimmenden Funken durch menschenfreundliche Hilfe zur Glaubensflamme an eine bessere Zukunft entzünden. - Ich war bei der Kgl. Regierung, und sie hat mich mit der Hoffnung auf eine erledigte Verweisung abgespeist.
O, gerne will ich bis dorthin einstweilen Mt. Erlbach annehmen; denn längeres Verweilen in Buchschwabach ist mein Unglück. - Bin ich es auch nicht würdig, so bin ich es doch bedürftig; ja, sehr bedürftig. Nie soll die Flamme der Dankbarkeit auf dem Altar meines Herzens erlöschen; und dort, wo die Krone der Vergeltung winkt, werden Sie den Lohn empfangen für die Hilfe, welche Sie einem Ihrer geringsten Brüder erzeigt haben.
Auf baldige Hilfe hoffend, habe ich die Ehre, in vollkommenster Hochachtung zu sein.
Ew. HochwürdenBuchschwabach, den 31ten Dez. 1841
gehorsamster
Georg Krauß
Schulgehilfe