
Die Glocken der Kirche Maria Magdalena in Buchschwabach
Die Glocken der Kirche Maria Magdalena in Buchschwabach
Nach der Darstellung der Glocken der Laurentiuskirche von Roßtal in den »Roßtaler Heimatblättern« (die Hefte 44 und 45) sollen jetzt auch die drei Glocken der evangelischen Kirche in Buchschwabach dem interessierten Leser bekannt gemacht werden. Dabei handelt es sich um zwei alte Glocken, die in der Glockenstube des Turms untereinander hängen, und zwar oben die etwas kleinere Glocke von 1721 und darunter die Glocke von 1754. Dieses „Geläut“ wurde 1967 um eine dritte neue Glocke erweitert. Ich brauche in dieser Darstellung nicht noch einmal auf die allgemeinen Erläuterungen zum Glockenguss hier einzugehen (siehe Heft 44), und ich werde zudem in einem Beitrag neben die Beschreibung der drei Glocken auch gleichzeitig in kurzer Form über die Umstände der Abnahme der Glocke von 1754 im 2. Weltkrieg und ihre Rückkehr im Jahre 1947 berichten, die fast analog zu den Ereignissen in Roßtal (siehe Heft 45) verliefen.

Die Glocke von 1721
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Abbildung 2: Die Glocke von 1721 |
Gewicht: 180 kg
Durchmesser: 68 cm
Höhe: 58 cm
Ton: dis
Die Glocke hat eine profilierte Haube. Das Friesband zeigt als Ornament Fruchtbündel und Akanthusvoluten, darunter ein Band mit einzelnen Rosetten und darunter ein Fries aus zwei hängenden Ornamentmotiven.
Die Inschrift befindet sich auf der nach Osten gerichteten Glockenwand und lautet:


Ansbacher Fürsten Wilhelm Friedrich,
Markgraf zu Brandenburg
Diese Inschrift ist geradezu eine vortreffliche Geschichtsquelle, nennt sie doch alle bedeutenden Amtspersonen Roßtals im Jahr 1721. Auf der Gegenseite, also nach Westen und damit zur neuen Glocke hin, erkennt man ganz eindeutig zwischen zwei Palmenzweigen das Wappen des damals regierenden Ansbacher Fürsten Wilhelm Friedrich, Markgraf zu Brandenburg (regiert von 1703 bis 1723). Über dem Wappenschild (s. links) bestehend aus 5 x 3 Wappenfeldern befindet sich ein Fürstenhut und darüber halbbogenförmig angeordnet die Großbuchstaben
Die Glocke von 1754

Gewicht: 350 kg
Durchmesser: 83 cm
Höhe: 66 cm
Ton: h
Ein Schlaghammer kündigt jeweils die Viertelstunde (1x), die halbe Stunde (2x), die Dreiviertelstunde (3x) und die volle Stunde (4x) an. Auch diese Glocke hat eine profilierte Haube. Die sechs Kronenbügel (für die Aufhängung) sind als Blattmasken gestaltet. Unter der Schulter verläuft ein Friesband aus Rankenwerk, darunter ein leeres Band und danach ein Fries aus hängenden großen Akanthusblättern.
Die lateinische Inschrift lautet:
Durch diese Glocke erschallt stetsdas Lob des durchlauchtigsten brandenburgischen Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, des ehrenwerten obersten Präfekten aus Cadolzburg, Freiherr von Hutten, und des berühmten Prodekans und Pastors von Roßtal, Wolshofer, des Lehenskommissars und Richters Rhau und des Diakons Moegelin, durch deren Milde und Güte die Glocke gegossen wurde durch die Hand des Nürnbergers Herold im Jahr 1754
(Wiederum eine vorzügliche Geschichtsquelle)
Über dem Schlagring befinden sich drei Stege, also drei umlaufende Ringe.
Sowohl die Glocke von 1721, als auch die Glocke von 1754 befinden sich nicht mehr in ihrer ursprünglichen Lage, sondern sie müssen schon einmal um 90 Grad in der Aufhängung gedreht worden sein, denn an der Innenwand sind zwei gut erkennbare Dellen an der Bronze erkennbar, entstanden durch unzählige Schläge des Klöppels gegen die Glockenwand beim Läuten.
Die neue Glocke von 1967, auch Johannisglocke genannt

Gewicht: 602 kg
Duchmesser: 100 cm
Ton: gis
Der Hammer schlägt die Anzahl der Stunden an. Wiederum entdeckt man eine profilierte Haube. Zwischen zwei Stegen ist das Bibelwort aus dem Evangelium des Johannis im 14. Kap. Vers 27 zu lesen: „Meinen Frieden gebe ich euch“. Wer vor der Glocke steht, erkennt leicht auf der Flanke Johannes, sitzend, zu seinen Füßen ein Adler, sein Attribut, in der ausgestreckten rechten Hand als Schreibgerät eine Feder und in der linken Hand ein aufgeschlagenes Buch haltend, vermutlich bei der Niederschrift seines Evangeliums oder der Offenbarung. Auf der Gegenseite, also nach Norden, steht der Schriftzug „Gestiftet von den evangelischen Familien in Buchschwabach“, dazu in Form einer stilisierten Glocke die Eintragungen „Rudolf Perner - Anno Domini 1967 - Passau“. Oberhalb des Schlagrings befinden sich als schlichte Verzierungen drei Stege.

Über die Ankunft der Glocke in Buchschwabach berichteten die Fürther Nachrichten.
Soweit zum Aussehen der drei Glocken.
Wie in Heft 45 nachzulesen ging man mit Bronzeglocken in Kriegszeiten nicht gerade zimperlich um, denn für Waffen brauchte man Buntmetalle, und die konnte man ja aus Glocken gewinnen. So verwundert es nicht, dass auch hierfür die Kirchenglocke von Maria Magdalena sowie alle verfügbaren Glocken nach einem vorgeschriebenen Weg, nämlich der Bestandsaufnahme, der Bewertung, der Festlegung von Ausnahmen, der Abholung und dem Transport zum Glockenfriedhof in Hamburg, um dort eingeschmolzen zu werden. Da eine Glocke für das kirchliche Leben und für den Stundenschlag zurückbleiben durfte, wurde lediglich die größere Glocke von 1754 im Jahr 1942 abgeholt.
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Abbildung 6: Abseilen der Glocke vom Kirchturm 1942 |
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Abbildung 7: Kinder bestaunen die abgehängte Glocke (1942) |
Von den insgesamt sieben alten Glocken der Kirchengemeinde Roßtal kamen – und das grenzt an ein Wunder – sechs Glocken nach dem Krieg im Jahr 1947 wieder an ihre alten Standorte zurück, lediglich die Weitersdorfer Glocke blieb verschollen. So kehrte auch die Buchschwabacher Glocke 1947 von der Gemeinde freudig erwartet wieder zurück. Es war der damalige Roßtaler Pfarrer Sperl, der der Rückkehr der geschmückten Glocke in Anwesenheit vieler Bürger in einem Dankgottesdienst gedachte.
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Abbildung 8: Pfarrer Sperl und Gemeinde begrüßen die Rückkehr der Glocke 1947 |
Zum Schluss möchte ich mich noch bei der Mesnerin, Frau Bierlein, die für meine Wünsche und Anliegen stets bereitstand, und bei Herrn Westphal, dem es trotz der Enge und in dem Balkengewirr der Glockenstube gelang, mir hilfreiche Fotos von den Glocken zu erstellen, ganz herzlich bedanken.
Unsere Orte Buchschwabach, Defersdorf, Trettendorf und Wimpashof in der St. Emmeramsmark an der Schwabach
a.) Einleitung:
Der Landkreis Roth hat nun in der Schriftenreihe des Landkreises Roth, Heft 27, 2008, auf den Seiten 48 bis 62 „Die Klostermark St. Emmeram um Rohr“ beschrieben und mit Kartendarstellungen die Grenzen aufgezeigt. Im Zulauf zur Schwabach sind im Marktgebiet von Roßtal die Bäche nach der jetzigen amtlichen topografischen Karte von der Quelle bei Wimpashof über Trettendorf nach Buchschwabach bezeichnet als „Mühlbach“, die Zuläufe „Rinnengräben“, „Klingenbach“ und ab Buchschwabach der „Schwallbach“ bis Weiler, von dort „Weilerbach“ bis zur Schwabach genannt. Der Quellzufluss von Defersdorf und Atlasteil ist ebenfalls zu beachten. Auch von der Wasserscheide im Eibruch zum Clarsbach gibt es über die Waldbezeichnung „Mondschein“ nach Trettendorf einen Zufluss zum Mühlbach.
b.) Urkundliche Erwähnung
Nach der ältesten urkundlichen Erwähnung im Hauptstaatsarchiv München, Bestand des Klosters St. Emmeram Litt. NR 5 ½ fol. 37, NR 105 Um 800, ist folgende Beschreibung vorhanden:

c.) Die Beschreibung und Übersetzung lautet:

d.) Plan nach der Beschreibung bei Dinklage

e.) Eigene Ermittlungen der Rohrer Klostermark mit Kreisheimatpfleger Manfred Horndasch, Landkreis Roth, nach Altstraßen und Wasserscheiden

f.) Abgrenzung St. Emmeram im Gebiet des Marktes Roßtal nach der Topografischen Karte mit Höhen über Normal Null

g.) Schlussbemerkungen
Wenn man die Beschreibung und Dokumentation der St. Emmeramsmark betrachtet, so sind keine Ortsnamen, sondern nur Bachzuläufe zur Schwabach genannt.
Wird die Grenze nach Wasserscheiden z. B. die bei uns jetzt als „Weinstraße“ bezeichnete Hochstraße betrachtet, so müsste auch eine Zuordnung des Gebietes der Zuflüsse zur Bibert aus der Zeit der Karolinger (Karls des Großen) möglich sein.
Roßtal müsste im Gebiet den Bistums Würzburg gelegen haben. Der Bergsporn in Roßtal, Oberer Markt, war sicher früher besiedelt und verteidigbar, was die erste urkundliche Erwähnung von 954 n Ch. bezeugt.
Rohr als Mittelpunkt der St. Emmeramsmark mit seiner St. Emmeramskirche ist auch nicht als Ort genannt.
Für die Versorgung von St. Emmeram in Regensburg müssten Höfe und Hofgemeinschaften sicher vorhanden gewesen sein.
Die Forschung zur Besiedlung des St. Emmeramsgebietes ist demnach nicht abgeschlossen.
h.) Literatur- und Quellenverzeichnis
Horndasch, Manfred: Die Klostermark St. Emmeram um Rohr, Landkreis Roth, Heft 27, 2008, Seite 48 bis 62 | |
Unterrichtshilfen für das Schwabach-Rother Land 1958, Folge 69, Die älteste Urkunde des Schwabacher Landes Hauptstaatsarchiv München, Bestand Kloster St. Emmeram Litt. NR 5 ½ fol. 37, NR 105 | |
Horndasch, Manfred; Helmreich, Georg: Rohrer Klostermark, alte Straßen, Wasserscheiden, Ermittlung durch Topografische Karten, örtliche Wasserquellen zur Schwabach | |
Dinklage, K.: Die Besiedlung des Schwabacher Landes in Karolingischer Zeit, Jahrbuch für fränkische Landesforschung 6/7, 1941 |